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Roxy Music – The Atlantic Years 1973 – 1980 (1984)

AMIGA 856099
(1 Exemplar – eigene Sammlung)

Covertext

Am 26. 9.1945 in dem nordenglischen Städtchen Washington geboren, sang Bryan Ferry bereits in der Schulzeit in einer Band. Und obwohl sein Vater Bergarbeiter war, erfüllte er dem Sohn einen Herzenswunsch. 1964 konnte Bryan Ferry an der Universität Newcastle ein Studium der schönen Künste aufnehmen. Zu seinen Lehrern gehörte u. a. der renommierte Pop-Künstler Richard Hamilton. Als Student sang Ferry in „The Gas Board“, interessierte sich aber mehr für die Musik Charlie Parkers. Nachdem er vier Jahre später sein Studium abgeschlossen hatte, arbeitete er als Kunstlehrer, aber auch als Taxi- und LKW-Fahrer und Möbelrestaurator. Nebenbei erweiterte er autodidaktisch seine musiktheoretischen und -praktischen Kenntnisse. Als ihm die Schulleitung kündigte, weil er seinen Schülern Reggae vorspielte, anstatt sie in den künstlerischen Techniken zu unterweisen, kam ihm das nicht ungelegen, konnte er sich doch jetzt ganz auf die Gründung einer eigenen Band konzentrieren. Seine Konzeption: eine neue Einheit aus visuellen und musikalischen Elementen zu schaffen, als Antwort auf das etablierte Show-Business Anfang der siebziger Jahre, das auf dem besten Wege war, die Rockmusik zu vereinnahmen.

Er suchte und fand Partner mit gleichen künstlerischen Ambitionen in Andrew Mackay (Oboe, Saxophon), Graham Simpson (Baß), Paul Thompson (Schlagzeug), Phil Targett Adams Manzanera (Gitarre) und Brian Peter George St. John Le Baptiste de la Salle Eno, genannt Eno (Keyboards). Alle diese Musiker kamen aus der avantgardistischen ernsten und Rockmusik. Mackay z. B. hatte Englisch und Musik studiert und dann als Lehrer gearbeitet, bevor er Oboist am London Symphony Orchestra wurde. Manzanera hatte lange Zeit in Südamerika gelebt und orientierte seine Spielweise vor allem an Soft Machine und Frank Zappa. Eno schließlich hatte in Winchester Malerei und Plastik studiert, beschäftigte sich mit Kybernetik und Elektronik und war Mitglied der Portsmouth Sinfonia. Im November 1970 war Roxy Music komplett. Der Name resultiert übrigens aus Ferrys Hang zur Welt der schönen Bilder, zu den Revue- und Glamourfilmen der fünfziger Jahre.

Nach einigen vielversprechenden Konzerten vor einem exklusiven Publikum an der Universität Reading, dem Redaktionskollegium der Zeitschrift „Penthouse“ und Besuchern der Londoner Tate Gallery folgten Fernsehauftritte und ein Konzert mit Alice Cooper im Empire Pool. David Bowie war von ihnen begeistert lind nahm sie sofort in sein Programm im berühmten „Rainbow Theatre“. Der Weg nach oben war geebnet.

Mit viel Leder, Goldlamé, Seide, Schmuck, Anzugsmodellen der fünfziger Jahre bis hin zu uniformartigen Kostümen hielt Roxy Music der vermarkteten, etablierten Rockmusik der letzten zwanzig Jahre einen Spiegel vor. Kritik, Parodie, Irritation und sicher auch Erfolgsstreben mögen dabei gleichermaßen Pate gestanden haben. Vor allem auch musikalisch hatte Roxy Music Neues zu bieten. Bryan Ferrys rezitativ-elegischer, staccatoartiger Tremolo-Gesang stand im scharfen Kontrast zum harten, extrem kräftig und spröde gespielten Schlagzeug. Mackay bestach durch intensive Läufe auf Saxophon und Oboe. Brian Eno schließlich experimentierte mit immer neuen Klängen und Klangkombinationen auf Keyboards, Tonbandmaschinen und Gitarren. Die Kompositionen, fast ausnahmslos von Ferry, sind gekennzeichnet durch äußerst unkonventionelle Melodien, Triller und sonstige bisweilen manieriert anmutende Verzierungen. Die Texte haben fast ausnahmslos literarische Qualität, philosophische Fragestellungen werden zum Teil in Latein, Französisch und Deutsch gesungen.

Die „Atlantic-Jahre“ von Roxy Music, auf vorliegender Langspielplatte dokumentiert, sind charakterisiert durch häufige personelle, aber auch stilistische Wechsel, ohne daß sich allerdings am Grundkonzept der Gruppe etwas geändert hätte, sowie durch den Beginn der Soloproduktionen von Bryan Ferry, Andy Mackay und Phil Manzanera. Die von Roxy Music praktizierte Methode der Verfremdung des musikalischen Materials – bei Songs aus dem Repertoire der Beatles, der Rolling Stones, Bob Dylans oder Wilson Picketts („In The Midnight Hour“) besonders explizit – wurde in diesen Jahren bis zur Perfektion geführt. Bryan Ferry, Andy Mackay und Phil Manzanera stehen heute in ihrer Alltagskleidung auf der Bühne. Ihre Musik, insbesondere Ferrys Stimme, ist noch immer ein unverwechselbarer Farbtupfer auf der bunten Palette der Rockmusik der achtziger Jahre.

Rainer Bratfisch (1984)

Titelliste

A1 – Dance Away – 3:45
(Ferry – 1979)

A2 – Agel Eyes – 3:32
(Ferry / Mackay – 1979)

A3 – Over You – 3:30
(Ferry / Manzanera – 1980)

A4 – Love Is The Drug – 4:05
(Ferry / Mackay – 1975)

A5 – Oh Yeah – 4:50
(Ferry – 1980)

B1 – Ain’t That So – 5:39
(Ferry – 1979)

B2 – My Only Love – 5:00
(Ferry – 1980)

B3 – In The Midnight Hour – 3:11
(Cropper / Pckett – 1980)

B4 – Still Fall The Rain – 4:11
(Ferry / Manzanera  1979)

B5 – Do The Strand -4:00
(Ferry – 1973)

Übernahme von der Deutschen Grammophon Gesellschaft mbH, Hamburg/BRD

VEB DEUTSCHE SCHALLPLATTEN BERLIN DDR
Made in the German Democratic Republic
Foto: DGG
Lithografie und Druck: VEB VMW „Ernst Thälmann“,
Werk Gotha-Druck
Ag 511/01/85/A   Verpackung nach TGL 10609

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